Selbstmord Wald - Aokigahara



 In der breiten Öffentlichkeit, besonders in den westlichen Medien, ist der Aokigahara als „Selbstmord-Wald von Japan“ bekannt, weil hier jährlich viele Menschen versteckt Suizid begehen. Lokale Behörden bemühen sich um ein Verhindern weiterer Selbsttötungen. In verschiedenen urbanen Legenden wird behauptet, in dem Wald spuke es und der Ort sei verflucht. Speziell dieser negative Ruf des Waldes hat zahlreiche Literaturwerke, Horrorfilme und Videospiele inspiriert.

 

In der Moderne, besonders in den westlichen Medien und Subkulturen, ist der Aokigahara durch die erschreckend hohe Anzahl von Leichenfunden bekannt geworden. Bei den Toten handelt es sich fast ausnahmslos um Suizidanten, die eigens tief in den Wald eindringen, geeignete Verstecke aufsuchen und sich schließlich das Leben nehmen (meist durch Erhängen oder Vergiften).

Bereits im 19. Jahrhundert sahen sich verarmte Familien in der Region vorgeblich gezwungen, Kleinkinder und pflegebedürftige Senioren während Hungersnöten in Wäldern wie dem Aokigahara auszusetzen und zum Sterben zurückzulassen. Diese Praxis wurde als Ubasute bekannt, ist jedoch historisch nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Die Geister der Opfer sollen noch heute in dem Wald hausen. Aus dieser Überlieferung heraus nahmen die urbanen Legenden um den Wald ihren Anfang. Früheste erfassbare Berichte über tot aufgefundene Suizidanten stammen aus der Zeit zwischen 1950 und 1960, einige davon aus Jahren vor Seichōs Romanen. So berichtete die Zeitung Yomiuri Shimbun im Juli des Jahres 1954 von dem Suizid einer Mutter mit Kind, im November 1955 meldete sie die Selbsttötung eines Arbeiters. Auch in späteren Jahren berichtete die Zeitung regelmäßig über Vorfälle im Aokigahara, beispielsweise im Oktober 1993 über zwei Suizidgefährdete, von denen lediglich einer – und dies nur knapp – gerettet werden konnte.

Seit 1971 durchkämmen jedes Jahr Bereitschaftskräfte von Polizei und Feuerwehr ebenso wie Freiwillige den Wald auf der Suche nach Leichen. Im Jahr 2002 wurden insgesamt 78 Tote gezählt, die bis dahin höchste Zahl. Im Jahre 2003 wurde diese Zahl mit 105 Toten noch übertroffen. Es wird jedoch befürchtet, dass es noch mehr Leichen gibt, diese aber wegen der Dichte des Unterholzes nicht gefunden wurden. Polizeiaufzeichnungen deuten darauf hin, dass es 2010 geschätzt 247 Suizidversuche gab, wovon 54 erfolgreich waren. Als besonders problematisch wird angesehen, dass der Aokigahara sowohl im Internet als auch in öffentlich frei käuflicher Literatur potentiellen Selbstmördern geradezu empfohlen wird; beispielsweise veröffentlichte der japanische Autor Wataru Tsurumi 1993 sein umstrittenes Werk Kanzen jisatsu manyuaru (完全自殺 マニュアル; engl. Buchtitel: The Complete Manual of Suicide), in welchem er den Aokigahara als „den perfekten Ort zum Sterben“ bezeichnete. Da Selbstmord bis in heutige Zeit unter japanischen Männern teilweise als „ehrenhaft“ angesehen wird, gibt es nur wenig politischen wie gesellschaftlichen Widerstand gegen derlei Veröffentlichungen. Zudem greifen Mangas Geschichten und Gerüchte auf, die sich um den Ort ranken.

Aufgrund der Dichte und Eintönigkeit des Unterholzes können Personen, welche die offiziellen Wege verlassen, schnell die Orientierung verlieren und sich im Wald verirren. Da der Waldboden zudem äußerst uneben, porös und durchzogen von Höhlungen und Spalten ist, besteht auch ein gewisses Risiko zu verunglücken. Der Aokigahara ist deshalb auch für seine hohe Anzahl an vermissten Personen bekannt; die meisten von ihnen werden jedoch schnell wieder aufgefunden.

 

 

 

 

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Aokigahara